Heute steht die Besichtigung des Tempels des Jade-Kaisers auf dem Plan. Der Ort, den wir über Nacht angesteuert haben, heißt Fengdu. Da für diesen Ausflug mehr als 600 Stufen zu bewältigen sind, bleibt Peter lieber gleich auf dem Schiff. Auch Ecki und Annemarie haben sich entschieden, den Vormittag zum Ausruhen zu nutzen. So sind wir nur 10 Personen, die zum Jade-Kaiser aufbrechen.

 

Den Berg hoch fahren wir mit dem Bus und dann mit dem Fahrstuhl und dann wieder mit dem Bus. Ich glaube, ich wäre lieber gelaufen, die Fahrt in scharfen Serpentinen hinauf, erzeugt bei uns allen Gänsehaut. Der Fahrer gibt Gas und jagt um dich Kuven, damit der Motor die Kletterparty übersteht, ohne abzunippeln… Endlich sind wir oben und  besichtigen mehrere Tempel, sowohl Buddhistische als auch Taoistische. Letztere sind dem Jade-Kaiser geweiht, der aber nicht aus Jade ist, sondern mit gold-überzogen wurde, wie auch die ihn umgebende Figuren.

 

Den Weg abwärts kann man entweder über die besagten 600 Stufen oder eine Sommerrodelbahn bewältigen. Es entscheidet sich nur ein Ehepaar, die Rodelbahn zu nutzen. Wir anderen nehmen die Treppe.

 

Zum Mittagessen sind wir wieder auf dem Schiff. Das chinesische Essen wird hier in Buffet-Form angeboten, so dass man nicht Angst haben muss, dass die leckersten Speisen alle sind, bevor das Rondell sie vor uns gedreht hat…

 

Wir wollen uns einen Mittagsschlaf genehmigen: das heißt, Peter schläft und ich lese. Um 15.00 Uhr ist Kapitäns-Begrüßungs-Empfang. Wir gehen nicht hin. Ich weiß nicht, ob Annemarie und Ecki da hin wollten, aber ich glaube, sie wollten sich auch weiter erholen.

 

Peter geht in  den Fitnessraum zum Trainieren und ich beginne den Reisebericht von gestern und heute. Der gekaufte Internetzugang scheint nur für mein Handy zu funktionieren, denn es gelingt mir nicht, mich mit dem Notebook einzuloggen. Also schreibe ich wieder mit Words vor und hoffe, das irgendwann in den Reisebericht einfügen zu können.

 

Für heute Abend habe ich Karten zu einer grandiosen Open-Air-Veranstaltung über die Geschichte eines berühmten chinesischen Generals erworben. Wir werden dort mit dem Bus hingebracht und ich hoffe, dass es so spektakulär wird, wie die Werbung verspricht.

Mit einem Bus voller Chinesen und Engländern fahren 10 Mitglieder unserer Reisegruppe zum Veranstaltungsort. Dort gibt es eine riesige Anlage mit Treppen und Wegen, die zur Freilichtbühne führt. Wir sitzen in der vierten Reihe und haben einen guten Blick auf die vor uns liegende sehr große überflutete "Bühnefläche" und vier riesige eckige Säulen, die als Bühnenbild dienen. Hinter uns befindet sich ein großer chinesischer Palast, für den wir vorerst keine Erklärung haben.

Vorweg gesagt, wir haben kein Wort der Epiloge und Lieder verstanden (war ja auch chinesisch) aber das Stück war grandios. Mir fällt kein anderen Wort als "gigantisch" ein. Es ging um einen chinesischen General aus der Han-Dynastie, und seine Fähigkeiten, seine Treue und Aufrichtigkeit, die ihn zu einem berühmten Helden der chinesischen Geschichte werden ließen. Mehr als 100 Darsteller, ob zu Fuß oder zu Pferd stürmten an uns vorüber, dass im Wasser immer noch zwei bis drei Wassersäulen sichtbar blieben, wenn Pferd oder Soldat schon weiter waren. Große Wassernebel wurden erzeugt, auf denen mit Lasern Szenen abgespielt wurden oder Feuer und  Kampfgetümmel zu sehen waren. Da die Bühne sich nicht drehen konnte, wurde die Zuschauertribüne bewegt, so dass Reiter zwischen den Zuschauern heraus geritten kamen oder wir plötzlich dem großen Palast gegenüber saßen, wo Szenen mit Tänzerinnen und den gefeierten Helden gezeigt wurden. Dann saßen wir wieder den vier großen Säulen gegenüber und ein übergroßer aus Stein gemeißelter  Weiser oder Gott zum Leben erweckt wurde, sich verneigte und sich auf das Knie niederließ vor dem General. Dann kam es zum ganz großen Finale zum letzten Kampf, Wasserfontänen und Feuersäulen schossen aus der Wasserbühne, Kanonenknall und Kampfgeschrei über die Lautsprecher machten alles noch realistischer. Die Pferde haben nicht einmal gescheut, sondern gingen im gestreckten Galopp mit Bravour an allen Hindernissen vorbei. Dann öffneten sich die vier Säulen an der höchsten Stelle und heraus schoss das Wasser, wie aus einem Staudamm. Der Wassernebel spritzte bis zu uns in der vierten Reihe (wir wurden aber nicht wirklich nass). Die feindliche Armee ertrank in den Fluten, die Soldaten des chinesischen Generals hatten keine Verluste. Aus und Ende. Wir haben geklatscht - aber das chinesische Publikum machte sich sofort auf den Rückweg... andere Kultur.

Nach der Rückfahrt zu unserem Schiff fielen wir müde in die Betten. Morgen ist auch wieder ein Tag mit neuen Endrücken...