Heute starten wir um 9.00 Uhr nach dem Frühstück in Richtung Terrakotta-Armee. Aber zuvor besuchen wir das Museum, wo uns gezeigt wird, wie man aus Ton die einzelnen Teile fertigt und dann zum ganzen Krieger zusammensetzt – genau so, wie es vor mehr als 2000 Jahren gemacht wurde. Na gut, dass ist eigentlich nur das „Feigenblatt“ für den anschließenden Verkaufsbereich, wo man die Krieger in allen Größen kaufen kann, inklusive Transport nach Germany. Auch Lackmalerinnen sind an der Arbeit. Sie tun mir leid, denn sie atmen die Dämpfe der Farben ohne Schutzmaske ein. Natürlich gibt es auch Lack-Kunst zu kaufen, wie auch Jade und Seidenstickerei.
Von hier aus fahren wir an dem Hügel, unter dem das Kaisergrab liegen soll, vorüber. Man hat bisher nicht gewagt es zu öffnen, da noch keine Möglichkeit gefunden ist, die darin vermuteten Altertümer so konservieren und für die Nachwelt zu erhalten. Die Terrakotta-Armee wurde zufällig gefunden, als zwei Bauern einen Brunnen bauen wollten und dabei auf die Tonfiguren stießen.
Am Parkplatz angekommen, kommt auch schon ein Rollstuhl-Pilot angerannt, um Peter abzuholen. Heute haben wir anderen mal Schwierigkeiten, hinter Peter herzurennen.
Wir besichtigen zuerst die Halle Nr. 1, wo die lebensgroßen Figuren an ihrem Fundort ausgestellt sind. Da sind noch jede Menge Scherben von Kriegern, die erst noch ausgegraben und zusammengesetzt werden müssen. Aber es ist unglaublich, in die Gesichter der Männer zu sehen, die vielleicht einmal hier gelebt haben. Jeder Krieger unterscheidet sich von dem anderen. Es gibt keine zwei identische Figuren. Die Archäologen haben die Vermutung angestellt, dass die Erbauer der Grabanlage als Vorbild für die Figuren gedient haben. Sie wussten, dass sterben würden, sobald ihre Arbeit getan war, um so die Geheimnisse um die ganze Grabanlage mit „ins Grab“ zu nehmen und sie sich so eine ewiges Denkmal geschaffen haben. Heute kann man die Figuren in der natürlichen Tonfarbe sehen, früher waren sie bunt bemalt, wie einige Farbreste beweisen. In der Anlage 1 befinden sich Fußsoldaten und Wagenlenker. Die Holzteile der Waffen, die sie früher in den Händen hielten, sind verrottet, aber die Speerspitzen, Pfeilspitzen, Messer und Schwerter wurden noch gefunden. Man konnte mit einem der Schwerter noch 19 Lagen Zeitungspapier mit einem Hieb zerschneiden.
Dann gehen wir in die Grabanlage Nr. 2. Hier wurden hauptsächlich Reiter mit ihren Pferden gefunden. Es ist noch nicht sehr viel fertig ausgegraben. Man kann die Schicht aus Holz und Lösboden deutlich erkennen, unter der sich die weiteren Terrakotta Figuren befinden. Im Laufe der Jahrtausende sind viele in Stücke gebrochen. Man vermutet, dass Menschen diese Zerstörung angerichtet haben. Die Archäologen können immer nur Nachts arbeiten, wenn die vielen Touristen und Schaulustigen das Areal verlassen haben. Es kann also noch eine Weile dauern, bis auch in dieser Gruft die Armee wieder auferstanden ist.
Bevor wir in Halle Nr.3 zwei Wagen, komplett mit vier Pferden angespannt, besichtigen, essen wir mal wieder chinesisch zu Mittag. Die beiden Wagen sind aus verschiedenen Metall-Legierungen hergestellt. Sie sind etwa ¼ kleiner als sie in Original benutzt wurden – im Gegensatz dazu wurden die Krieger in Über-Lebensgröße dargestellt. An den Wagen sind mehrere Kilo Silber und Gold beeindruckt
Ziemlich beeindruckt fahren wir weiter, um uns die 14 km lange alte Stadtmauer von Xian anzusehen. Sie ist am Scheitelpunkt so breit, dass dort zwei-spuriger Verkehr möglich wäre. Ist aber natürlich nicht. Wir klettern am Südtor die Treppen hoch und haben nun Freizeit, um auf der Mauer zu spazieren.
Jetzt ist noch etwas Zeit, dass der Wunsch einiger unserer Mitreisenden erfüllt werden kann, ein chinesisches Kaufhaus zu besuchen. Ich renne auch mit durch die Unterführung in eines der Luxus-Kaufhäuser. Ich denke, da Angebot ist dort noch umfassender, als bei uns zu Hause. Wo ist eigentlich noch der Unterschied zwischen unserer kapitalistischen Welt und dem kommunistischen China? Die haben geschafft, was die DDR gern wollte: Überholen ohne einzuholen…
Für den Abend ist ein traditionelles Dumpling-Essen auf dem Plan mit anschließender Tanz- und Musikshow. Wir sitzen an langen Reihen zum Essen und es gibt Dumplings mit verschiedenen Füllungen, Farben und Geschmäckern – bis zum Platzen.
Dann beginnt die Show. Ein tolles Bühnenbild, tolle Kostüme und tolle Tänzer und Tänzerinnen. Die Musik ist gut zu ertragen, nicht die erwarteten schritten Töne einer Peking-Oper. Ich finde ja, dass die Leute am Schluss nicht genug geklatscht haben.
Dann geht es mit dem Bus zurück in unser Hotel. Morgen müssen wir schon um 7.00 Uhr ausschecken und zum Bahnhof fahren. Unsere dritte und letzte Bahnstrecke liegt vor uns. Und wieder die Beschwörungen, keine gefährlichen Gegenstände bei sich zu führen. Ich verstehe nicht, warum mein Parfüm gefährlicher sein soll, als eine Flasche Wasser. Da ist kein Treibgas und keine gefährliche Form der Flasche… Also packe ich alles in den Koffer. Wenn jemand das beanstandet, dann muss ich es eben da lassen und in die Abfalltonne werfen…
Peter auf der alten Stadtmauer von Xian und abendliches Kulturprogramm