Heute geht es also rund Kap Horn und wie es schon in dem Lied heisst, de Wind de steit von Achtern und von Vorn..
Der Kapitän hat also gestern angekündigt, dass wir eine raue See zu überstehen haben werden. Google versprach 10 Stunden Sonne und wenig Wind. Schon beim Einschlafen wissen wir, dass der Kapitän recht hat. Wir werden in den Betten auf und ab "gewiegt".
Zum Glück hat Peter einen deutschen Offizier kennengelernt, der für alle Restaurants auf diesem Schiff verantwortlich ist. Er hat uns beim gestrigen Dinner an unserem Tisch besucht. Ecki hat ihn sogleich nach dem zu erwartenden Wetter befragt und er sagt, dass es heftig werden könnte. Na, da bekomme ich doch Sorgen wegen meiner Seekrankheit. Er empfiehlt grüne Äpfel, grüne Trauben, Ingwer
und Armbänder mit einem Druckpunkt, die alle die Übelkeit dämpfen. Dann holt er für mich noch vier Tabletten: eine für den Abend, eine am Morgen und genau so weiter für heute. Ich habe sofort die Armbänder gekauft und einen grünen Apfel gegessen und vor dem Einschlafen eine Tablette genommen. Und ich habe die Nacht gut überstandenen. Nach der nächsten Tablette am Morgen gehe ich froh gestimmt zum Frühstück.
Es regnet und sieht ziemlich trübe aus. Auf dem Pooldeck ist heute das Dach geschlossen und trotzdem ist es kühl hier. Der Pool schwappt mit den Wellen auf dem Ozean über den Rand. Bisher hat sich auch noch keiner verführt gefühlt, ein Bad zu nehmen. Die ersten mit Schnee überzuckert Berggipfel gleiten an Steuerbord vorbei.
Der Kapitän gibt ein langes Signal genau auf der Höhe des sturmumpeitschten Kap Horns. Jetzt können wir nur noch durch die Fenster fotografieren, die leider nicht ganz clean sind, weil die Gischt dagegen spritzt.
Um nach Ushuaya zu kommen, muss das Schiff in einem sicheren Abstand zum Kap wenden. Der Kapitän kündigt dieses Manöver über Lautsprecher an. Alle müssen nun im Innenbereich des Schiffs sein und nach Möglichkeit sitzen oder liegen, um Unfälle zu vermeiden, da das Schiff in Schieflage kommen könnte. Er verspricht, das Manöver ganz vorsichtig durchzuführen. Das klappt auch ganz gut. Der "Spiegel" der Getränke in unseren Gläsern ist nur leicht schräg. Dafür können wir von unseren Fensterplätzen direkt in die tiefen Wellentäler blicken, als wollten sie uns verschlingen. Na gut, vielleicht übertreibe ich aber in diesem Sturm um das Kap Horn zu fahren, ist schon etwas ganz besonderes! Und mir ist nicht ein bisschen übel geworden, auch nicht vor Angst. Nachdem wir nun den Kurs mit den Wellen fahren, liegt das Schiff wieder ruhiger auf der See.
Auf dem Weg zurück in die Kabine sehe ich überall Stationen mit den bewussten Tüten für alle Fälle. Dank Christian (so heisst der nette Restaurant-Chef), habe ich sie nicht gebraucht. Im so happy!