Das Frühstück in unserem Residence-Hotel Bangkok ist ausreichend, aber nicht üppig. So sind wir auch heute wieder pünktlich zur Abholung bereit. Um 7.30 Uhr steht unser Mini-Van bereit, die Koffer werden verladen und ab geht die Fahrt zum Khao-Yai-Nationalpark. Es ist ziemlich nervig, aus Bangkok herauszukommen. Die Straßen sind verstopft, weil heut eine der Universitäten ihre Graduations-Feierlichkeiten hat - sagt unser Reiseleiter. Es kämen tausende Angehörige der Studenten zur Feier. Und tatsächlich, nach der Abzweigung zur Universität wird die Straße leerer. Wir fahren ca. 3,5 Stunden. Ganz allmählich ändert sich die Umgebung, Die dichte Bebauung wird lockerer und schließlich sind wir von Bergen, mit grünem Dschungel bewachsen, umgeben. Am Straßenrand tauchen ab und zu Verkehrszeichen mit einem Elefanten darauf auf, ähnlich wie bei uns die "Achtung Wildwechsel"-Schilder mit dem springenden Hirsch. Hier können also Elefanten die Straße überqueren. Können, tun sie aber nicht, wenigstens nicht heute. Am Nationalpark-Centrum angelangt, wartet dort schon unser Dschungel-Führer. Er spricht etwas Englisch und man kann es verstehen, wenn man sich in seinen Dialekt hinein gehört hat. Unser Dolmetscher kommt nicht mit. Er hätte noch nicht gefrühstückt. Vielleicht hat er aber auch Angst, er könnte das Frühstück für einen hungrigen Tiger werden. Unser Dschungelführer erklärt uns später, er hätte in 20 Jahren nur 8 mal einen Tiger gesehen. Aber wir müssen uns Stulpen über die Füße bis zum Knie anziehen: gegen die Blutsauer. Ich weiß nicht genau, ob damit Blutegel oder Zecken gemeint sind. Auf jeden Fall sehen wir damit recht abenteuerlich aus. Und dann geht es hinein in den Dschungel. Auf einem 4 km langen Pfad marschieren wir durch dichtes Dickicht und hohe Gräser, durch kleine Wasserläufe und über glitschigen Lehmboden durch den Dschungel. Als erstes hören wir das laute Zirpen der Zikaden und bekommen die kleinen Türmchen gezeigt, in denen diese Tiere wohnen, bevor sie als erwachsene Tiere in den Bäumen hausen. Von den gewaltigen Bäumen und den verschlungenen Lianen abgesehen, verläuft unsere Wanderung die meiste Zeit recht unspektakulär. An einigen Bäumen bekommen wir die Kratzspuren eines Schwarzbären gezeigt, an anderen die Schäden, die ein Elefant auf seinem Weg durch den Dschungel hinterlassen hat. Im weichen Boden sind die Spuren von Wildschweinen, Wildkühen, Hirschen und auch Elefanten zu sehen. Aus den Baumwipfeln ist der Ruf des Tukan zu hören - aber wir bekommen diesen scheuen Vogel nicht vor das Gesicht. Wir bewegen uns zu laut, meint unser Guide, der nach allen Seiten lauscht und späht, um uns die Natur von ihrer schönsten und interessantesten Seite zu zeigen. Plötzlich knackt es über uns im Geäst. Eine Gruppe Weißhand-Gibbons turnt durch die ca. 40 Meter hohen Baumkronen. Es ist ein unglaubliches Schauspiel, wie sie von einem zum anderen Baum fliegen. Aber sie sind für unsere Fotoapparate zu schnell und auf einem starren Foto kaum von ihrer Umgebung zu unterscheiden. Ich fürchte, wir müssen den Beweis dieser Begegnung schuldig bleiben. Aber wir werden dieses Schauspiel sicher nicht wieder vergessen. Was sind dagegen die Warane, riesigen Tausendfüßler und bunten Schmetterlinge? Überall sehen wir die Spuren, die die Elefanten bei ihrer Wanderung durch den Dschungel hinterlassen haben. Die grauen Riesen selbst sehen wir nicht.
Als wir an unserem Zielpunkt ankommen, hat Peter buchstäblich keinen einzigen trockenen Fader mehr am Leib. Wir fahren zurück zum Nationalpark-Center, wo wir ein schmackhaftes Essen serviert
bekommen. Jetzt stände eigentlich der Besucht des Nationalpark-Museums auf dem Plan, aber dann schaffen wir den Abstecher zum Wasserfall nicht mehr. Wir waren zu lange im Dschungel... Hier am
Centrum ist eine Horde Makaken auf einem Raubzug unterwegs. Einem kleinen Mädchen stehlen sie den gegrillten Maiskolben, dem noch kleineren Bruder eine Tüte mit gekochtem Reis. Die Kinder wollen
hinterher laufen, aber die Eltern halten sie fest, denn die Affen zeigen schon ihre beeindruckenden Zähne. Unser Fahrer hat ein Katschi in der Hand, mit dem er nur zu drohen braucht, wenn sich
die Affen zu nah an unser Auto heranwagen. Wenn man nicht aufpasst, klauen diese Biester, Spiegel und Antennen, sagt er.
Auf dem Weg zum Wasserfall sehen wir noch mehr Affenhorden am Wegesrand entlang ziehen. Immer auf der Suche, nach etwas zu fressen. Es ist verboten, sie zu füttern, weil sie dann immer wieder kommen und immer frecher werden. Das ist eben der Unterschied zwischen Affen und Gibbons. Die einen sind scheu und die anderen neugierig und frech.
Gegen 17.30 Uhr erreichen wir unser Hotel für diese Nacht. Es ist eine Bungalow-Anlage am Rande des Nationalparks, direkt im Nirgendwo, mit dem Rücken beinahe im Dschungel. Die Zimmer sind sehr einfach und die auf dem Fußboden krabbelnden großen Ameisen machen es nicht gerade einladender. Das Abendessen schmeckt aber sehr gut. Unser Reiseleiter ist sauer, weil ihm das Hotel nicht gefällt. Aber für eine Nacht wird auch er es aushalten.
Die Fotos des heutigen Tages lade ich erst morgen Abend hoch, wenn wir in einem anderen Hotel sind. Hier ist einfach nicht genügend Platz. Ich schreibe, während mein Notebook auf einem kleinen Hocker steht... Im Bett hinter mir schläft Peter schon tief und fest.