Leben am und auf dem Wasser

Meine Erkältung ist nicht besser geworden, aber Dank Grippostad kann ich einigermaßen frei atmen.

Wir marschieren alle drei um 7.30 Uhr rüber ins Haupthaus unseres Hotels zum Frühstück. Wir sind wieder da - es ist als wären wir erst vor ein paar Wochen abgefahren. Um 8.30 Uhr steht unser Mini-Van für uns bereit. Hier in Kambodscha ist wieder Links-Verkehr. Zuerst suchen wir den Fahrer gewohnheitsgemäß auf der falschen Seite. Hihi... Zunächst bringen wir unsere verschwitzte Wäsche in eine der Wäschereien. Sie ist schon heute Nachmittig fix und fertig.

Es geht heute zum Tonla-Sap, dem größten Süßwassersee Asiens. Er wird während der Regenzeit durch den Mekong mit Wasser gespeist. Dann stehen die auf Pfählen gebauten Häuser im Wasser und sind nur mit dem Boot zu erreichen. Während der Trockenzeit fließt das Wasser in den Pazifik ab. Dann werden die Fischer zu Landwirten und pflanzen Reis auf den trocken werdenden Flächen. Die Häuser verraten einen gewissen "Wohlstand". Auf den Dächern sind gelegentlich sogar Fernsehantennen zu sehen. Aber ein flüchtiger Blick in die Behausungen zeigen schon, es sind leere, einfache Räume. Die Bewohner hocken auf dem Boden oder liegen in einer Hängematte und dösen in der Hitze. Andere sind mit den Booten auf den See gefahren und zeigen Touristen auf bunten Blättern, welche Fischarten es im See gibt - bzw. geben soll. Unser Reiseleiter meint, dass einige von Ihnen nach dem Bürgerkrieg nicht mehr gesehen wurden. Von einem Boot in unserer Nähe springen junge Touristen kreischend immer wieder in das Wasser und haben auf diese Weise ihren Spaß.  In Ufernähe sehen wir ganze Familien, die Unterwasser-Lianen aus dem See fischen und auf großen Haufen stapeln. Sie wollen somit eine Unterlage schaffen, auf der sie später Gemüse anpflanzen können. Die Häuser und Dächer der Häuser haben bunte Farben, aber irgendwie wirkt alles grau oder rotbraun vom Staub der roten Erde, egal welche Farbe es ursprünglich mal hatte.

Bevor es zurück geht, können wir eine Krokodil-Farm besichtigen. In kleinen echt dreckigen Wasserbecken liegen zig Krokodile in unterschiedlicher Größe. Sie sind teilweise so mit Schlamm bedeckt, dass man sie kaum von Untergrund unterscheiden kann. Im Schlamm liegen auch kleine Fische, die als Krokodilfutter dienen. Daher kommt wohl der Geruch... Wenn die Krokodile groß genug sind, werden sie lebend nach Thailand oder Vietnam geliefert und zu Schuhen oder Handtaschen verarbeitet. Auch das Fleisch wird gegessen. Die armen Schni-Schna-Schnappis tun mir leid. Erst haben sie ein Leben in Dreck und Schlamm und dann wird ihnen die Haut abgezogen, um reichen Damen den Luxus echten Krokodilleders zu bieten. Die fertigen Produkte werden dann in kleinen Mengen auc wieder nach Kambodscha zurück geliefert. Es gibt hier keine Industrie, um vor Ort zu produzieren, sagt unser Reiseführer. Und es hört sich resigniert an. Er selbst ist Maschinenbauingenieur, hat in Dresden studiert, kann seinen Beruf hier aber nicht ausüben, weil es keine Industrie gibt. 

Zum Mittagessen gehen wir in eine Art Gartenrestaurant. Für 5 bis 20 Dollar pro Person kann man hier gut speisen. Natürlich wählen wir nicht die teuersten Gerichte, warum auch, die anderen schmecken ebenfalls gut. Wir machen in Siem Reap später einen Kurzstopp an einer "Gewürz-Manufaktur". Hier arbeiten viele junge Frauen an der Herstellung von Hautölen, Seifen, Kerzen und Gewürzen. Andere stellen die Verpackung aus bunt gefärbten Palmenblättern her. Wir kaufen ein paar wohlriechende Seifen. Wir möchten dieie jungen Frauen wenigstens etwas unterstützen.

Dann machen wir Pause im Hotel. Annemarie legt sich ein Stündchen auf's Ohr und Peter legt sich an den Pool. Ich sitze derweil am Schreibtisch und verfasse unseren Reisebericht. Wenn ich zu lange warte, habe ich die Hälfte schon wieder vergessen. Es ist ganz schönviel, was so an Eindrücken auf uns einwirkt..

Um 18.00 Uhr werden wir wieder abgeholt und zu einem echt kambodschanischen Restaurant gebracht

wo wir zu Abend speisen. Danach geht es in den Phare Zirkus, eine Artistenshow, die benachteiligte Jugendlichen unterstützt. Irgendwann müssen wir dann aber noch Kontakt zu Mrs.  Zinkeisen aufnehmen, die uns morgen mit zu unseren Patenkindern nehmen will. Let's see, bis jetzt haben wir ja immer alles gut organisiert (bekommen).


Die Artistenshow ist ein unglaubliches Erlebnis! Gut, dass wir die 20 Dollar pro Person als Eintritt ausgegeben haben. An die Leistungen der jungen Leute werde wir noch lange denken. Und obendrein ist unser Geld gut angelegt, denn ein großer Teil davon wird zur Unterstützung anderer Kinder und Jugendlichen aus armen Familien verwendet.

Im Hotel telefonieren wir mit Gerlinde Zinkeisen. Sie ist ziemlich fertig von der langen Reise. Außerdem spielt ihr Blutdruck etwas verrückt. So vereinbaren wir, dass wir erst übermorgen zur Schule fahren werden. Wir haben unerwarteter Weise morgen frei. Auch gut, dann können wir uns für die nächsten Etappen etwas erholen.