Um 9.00 Uhr werden wir mit dem Mini-Van von unserem Hotel abgeholt. Gerlinde, ihre Tochter Karina und ihre Enkelin Selina fahren mit uns. Zuerst geht es zum "Golden Banana-Hotel", wo drei weitere
Patenmütter zusteigen. Wir haben unserem Fahrer die Adresse des Mahob-Khmer-Restaurants gezeigt, wo der ehemalige Patensohn von Dani arbeitet und fragen, ob er weiß, wo das ist. Es liegt auf
unserem Weg. So machen wir genau dort unseren nächsten Stopp. Aber Nei ist nicht da. Er hat erst heute Abend Dienst. OK, wir werden heute Abend wiederkommen. Jetzt wo wir wissen, wo dieses
Restaurant liegt, sollte das nicht so schwer sein. Aber nun geht es zur Ankor-Tom-High-School, wo wir hoffen, unsere Patenkinder zu treffen. Die Straße hierher ist in den letzten zwei Jahren um
ein vielfaches besser geworden, d.h. es ist nun eine richtige Straße mit Bitumendecke.
In der Schule werden wir mit selbst gemalten Plakaten begrüßt. Es werden heute die Schneider-Schülerinnen entlassen und die neue Klasse junger Frauen, die das Schneiderhandwerk erlernen dürfen,
begrüßt. Die Kinder sitzen derweil brav auf ihren Plätzen - die ganze Zeit wahrend der lange Reden gehalten werden. Nissan haben wir gleich entdeckt, aber die anderen Kinder sind nicht in dieser
Gruppe. Annemarie versucht ein Gespräch mit Nissan. Aber er ist sehr schüchtern und traut sich nicht, mit ihr englisch zu reden. Ich nutze die erste Gelegenheit und frage den Verwalter nach
Ponlok, Monn und Sami. Ponlok geht nun in die höheren Klassen der Higschool und wird nachher hierher kommen. Sie war im vergangenen Schuljahr die beste Schülerin in ihrer Klasse. Ihr Bruder Monn
und ihre Schwester Sami waren gestern in der Schule, aber heute sind sie nicht gekommen. Sie haben auch im letzten Schuljahr schon sehr oft gefehlt. Wir bekommen nun etwas zum Mittagessen: Reis
mit Gemüse und ein wenig gekochtem Fleisch und einer sehr scharfen Sauce. Eine Weile nach dem Essen kommt Ponlok. Wir nehmen uns in die Arme. Auch Ponlok wagt kaum ein paar englische Worte. Sie
glaubt, nicht gut genug sprechen zu können. Aber sie erzählt mir, dass ihre Geschwister nicht gut genug lernen und deshalb von der Mutter nicht mehr zur Schule geschickt werden. Sokha, der
große Bruder von Nissan, ist mit einem geborgten Motorroller zur Schule gekommen, um Annemarie zu treffen.
Gemeinsam mit Sokha, Nissan und Ponlok fahren Annemarie und ich in den Dorfladen zum Einkaufen. Wir können dazu den Mini-Van samt Fahrer nutzen. Die anderen Patenmütter haben Geschenke
mitgebracht und wollen nicht noch extra für die Kinder einkaufen. Es gibt im Dorf nun schon ein paar mehr Läden. Aber die Kinder steuern zielgerichtet auf einen bestimmten Laden zu. Als erstes
werden mal wieder Taschen ausgesucht, für die Schule... aber sie sehen eher nach Handtaschen aus. Dann stürzen sich die Kinder in die Klamottenberge, die in diesem kleinen, einem Verschlag
ähnelnden Laden auf zusammen gezimmerten Holztischen liegen. Und sie werden fündig. Hemden, Blusen, T-Shirts, Hosen, Schuhe, Sportkleidung und hübsch bunte Badehandtücher wandern auf den Stapel
der gewünschten Sachen. Die Jeans werden in diesem Jahr anprobiert (vor zwei Jahren wurde der Bund einfach um den Hals gelegt, wenn er um den Hals passte, passte auch die Hose). Für diese Anprobe
gibt es aber keine Umkleidekabine, sondern einen weiten Rock, unter dem die Kinder verschwinden und anschließend entweder nicken oder nach einer anderen Jeans Ausschau halten. Am Ende zahlen
Annemarie und ich jeder 68,00 Dollar. Die Verkäuferin strahlt, die Kinder sind glücklich und wir sind auch zufrieden, ihnen eine Freude gemacht zu haben.
Nachdem wir wieder in der Schule angekommen sind, besichtigen wir noch den Schulgarten, den ich viel gepflegter in Erinnerung hatte. Dann geht es zurück nach Siem Reap. Die Kinder winken uns
nach, bis wir außer Sichtweite sind.
Im Hotel angekommen, nehmen wir erst einmal ein erfrischendes Bad im Pool. Immer wieder muss ich denken: zwei Welten so nah beieinander. Dort die Schule auf dem Land und Wohnhäuser, die in
Deutschland nicht so genannt würden und hier die luxuriösen Hotels mit Pools und klimatisierten Räumen.
Nach dem Bad nehmen Annemarie und ich uns ein Tuk-Tuk und lassen uns in das Mahob-Khmer-Restaurant fahren. Nei ist wieder nicht da, aber er würde in10 Minuten kommen, wird uns gesagt. Wir warten
und verkürzen uns die Zeit mit einem Mojito. Oha, da ist ganz schön viel Alkohol drin. Ich trinke meinen lieber nicht ganz aus. Dann kommt Nei, er strahlt über das ganze Gesicht und sprudelt
gleich mit vielen Worten auf uns ein. Der Mojito befähigt mich, beinahe genau so viel zu reden. Ich verstehe nur die Hälfte von dem was er sagt und was er am Ende verstanden hat, ist auch nicht
sicher. Auf jeden Fall verabreden wir uns für den nächsten Abend in "seinem" Restaurant zum Abendessen - zur selben Zeit. Natürlich habe ich ihm noch einen größeren Dollarschein als Gruß von
seiner ehemaligen Patenmutter Dani überreicht. Mein Gott, kann der Junge strahlen....
Dann holen wir Peter im Hotel ab und marschieren zum Abendessen in die Pub-Street. Heute nehmen wir auf der oberen Terrasse des Triangel-Restaurant Platz. Hier war ich mit Dani und Jan vor zwei
Jahren schon einmal. Das Essen und der Service sind hervorragend.
Auf dem Weg zum Hotel kaufen wir uns noch ein paar Getränke. Während ich am Schreibtisch sitze und diesen Bericht tippe, schläft Peter schon tief und fest. Die Hitze macht
müde.
Für morgen Vormittag haben wir den Besuch der Tempel der Roluos-Gruppe auf dem Plan. Den Tuk-Tuk-Fahrer haben wir schon gechartert und hoffen, er wird wie versprochen um 8.00 Uhr vor unserem
Hotel auf uns warten.
Bild 1 = Empfang an der Schule; Bild 2 = Nissan ist groß geworden; Bild 3 = Annemarie beim Essen; Bild 4 = jede Schneiderin bekommt eine Nähmaschine und Stoffe als Abschlussgeschenk. Stolz werden
diese Schätze nach Hause transportiert; Bild 5 = Karin und Ponlok; Bild 6 = abends auf der Pub-Street