Letzter Urlaubstag oder erster Tag nach dem Urlaub? Das kann man von verschiedenen Standpunkten betrachten. Der Abreisetag ist kein Urlaubstag im eigentlichen Sinne, denn er ist Anstrengung pur.
Um 7.00 Uhr ist Treffen zum letzten Frühstück. Ein bisschen Wehmut schwingt mit, wenn man noch einmal über die gepflegte Anlage, den Pool und das Stückchen Meer, das zwischen all dem Grün hindurch lugt, sieht. Die Koffer stehen fertig gepackt, das Zimmer macht diesen ungemütlichen Eindruck, der immer entsteht, wenn die Bewohner ausziehen und die Abreise-Unordnung zurück lassen.
Pünktlich um 8.00 Uhr bezahlen wir an der Rezeption die Rechnung. Van-Van, unser Reiseleiter aus Phnom Penh, begrüßt uns herzlich. Er kommt aber nicht mit uns zurück nach Phnom Penh, denn er hat hier eine neue Reisegruppe abzuholen. Der Mini-Van steht bereit, das Gepäck ist verladen und unser Fahrer wartet darauf, endlich abfahren zu können. Also Abschied: Van-Van und ein paar Leute vom Hotel stehen vor dem großen Eingang und winken uns hinterher, bis wir hinter der nächsten Ecke verschwunden sind. Auf geht es zum Flughafen in Phnom-Penh. Die knapp 300 km schaffen wir in fünf Stunden. Rast wird wieder an der selben Tankstelle gemacht, wie auf dem Hinweg. Je näher wir der Stadt kommen, je dichter wird der Verkehr. Und immer noch staunen wir über die schwer bepackten Mopeds und Autos. Nach drei Wochen hätten wir uns daran aber eigentlich schon gewöhnen können. Aber an die 10 bis 15 Leute in einem Mini-Van bringen uns doch zum Staunen. Und die Polizei kümmert sich absolut nicht darum.
Gegen 13.00 Uhr steigen wir am Flughafen aus. Der Fahrer bekommt ein kleines Trinkgeld und wir ein freundliches auf Wiedersehen. In der Ticket-Halle müssen wir warten, bis der Schalter für unseren Flug geöffnet wird. Dann geht es hoch auf Level zwei, wo dann um 15.45 Uhr das Boarding beginnen soll. Aber erst müssen wir warten, bis die Maschine aus Bangkok landet, neu betankt wird, mit unseren Koffern beladen und von der Putzkolonne gereinigt wird. Die neue Crew marschiert an Bord, die alte Crew verlässt das Flugzeug. Das Flugzeug ist diesmal etwas größer... aber trotzdem von Außen total bunt mit Bildern von Taschen, Koffern und Rucksäcken verziert. Mit etwas Verspätung heben wir ab und landen fast pünktlich eine Stunde und ein paar Minuten später in Bangkok. In dieser kurzen Flugzeit haben die Stewardessen es geschafft, die Passagiere mit Essen und Getränken zu versorgen und wir haben geschafft, während des Essens unsere Ein- und Ausreiseformulare für Thailand auszufüllen. Die Einreise klappt problemlos. Wir müssen unser Gepäck abholen, die Counter von Qatar-Airways finden, unser Gepäck wieder abgeben und nun auf der Prenium-Lane den Weg in die Orchid-Lounge finden, wo wir die Zeit bis zum Start nach Doha angenehm verbringen werden. Der Airport ist unheimlich groß und auf mehreren Ebenen angelegt. Man muss höllisch aufpassen, ob man gerade auf der zweiten oder dritten Ebene ist und wo die nächste Rolltreppe ist, mit der man wieder zur richtigen Ebene zurück fahren kann. Nach gefühlten 25 mal nachfragen, wo denn nun diese Lounge ist, stehen wir doch plötzlich davor. Und das Beste ist, ich glaube wir sind schon zwei mal ganz in der Nähe gewesen. Von hier aus ist der Weg zum Gate E auch nur kurz, so dass wir das später ganz einfach finden. Dann marschieren wir im Gänsemarsch mit den anderen Passagieren in das Flugzeug und nehmen unsere bequemen Plätze ein. Das Flugzeug hebt kurz nach 20.00 Uhr so sachte vom Boden ab, dass ich es beinahe gar nicht bemerkt hätte. Dann gibt es wieder leckere Sachen zu Essen und zu trinken, eine Unmenge von Filmen und Unterhaltungsprogrammen und weiche Kissen und warme Decken zum Schlafen. Sogar ich mit meiner Flugangst habe mindestens 3 bis 4 Stunden fest geschlafen. So vergehen die sechs Stunden Flugzeit schnell. In Doha laufen wir wieder "Kilometer weit", bevor wir in der Lounge ankommen. Und wieder ärgern wir uns, dass wir uns nicht fahren ließen. Zum Glück gibt es jede Menge Transportbänder, die den Weg etwas bequemer machen. Wir verzichten darauf, hier etwas zu essen, weil wir ja wissen: im nächsten Flieger gibt es auch wieder eine große Menü-Karte mit Leckereien. An der Anzeigetafel für unseren Flug steht schon: "last call", als wir endlich dort ankommen. Wir hatten uns bei der Länge des Weges leicht verschätzt. Auch diese Crew ist wieder mehr als freundlich und der Käpt'n macht bei der Begrüßung auch noch Witze. Ich bekomme als erstes ein Glas Champagner, noch bevor wir abheben, und jeder der es wünscht bekommt einen Pyjama, damit man besser schlafen kann. Von der Menü-Karte bestelle ich mir nur ein Sorbet, da ich fürchte, sonst zu platzen. Peter und Annemarie essen aber noch eine Kleinigkeit mehr. Auch auf dieser Strecke habe ich eine Weile geschlafen, aber nicht mehr so lange. Schließlich führt die Route über oder dicht an Kriegsgebieten vorbei. Als ob ich es verhindern könnte, wenn jemand auf die Idee kommt, unser Flugzeug abzuschießen... Gott sei Dank verläuft auch dieser Flug Bestens, von ganz kleinen Turbulenzen abgesehen. Wir landen mit 15 Minuten Verspätung in Frankfurt, rollen dann noch einmal 15 Minuten, bevor wir den endgültigen Haltepunkt erreicht haben. Nach dem Aussteigen verläuft die Passkontrolle unkompliziert und wir begeben uns auf den Weg zur Gepäckausgabe. Aber vorher muss Peter einem Polizeibeamten noch einmal seinen Pass zeigen. Erst später begreifen wir, dass das sicher mit den schrecklichen Attentaten vom Vorabend in Paris zu tun hat. Nachdem wir die Koffer haben, suchen wir das Abflug-Terminal für Annemarie, die nun noch nach Berlin fliegt. Zu ihrer aller größten Freude, haben die Flugbegleiter von Lufthansa heute ihren Streik beendet. Sie ist um 12.15 Uhr schon zu Hause, wo sie von ihrer Familie mit einem Eisbein-Essen erwartet wird.
Peter und ich nehmen uns ein Taxi zum Hauptbahnhof. Dort müssen wir zwei Stunden auf unseren Zug warten. In dieser Zeit fällt uns auf, wir hätten auch am Flughafen bleiben können, denn der Zug hält auch dort. OK, zu spät. Auf der Strecke bis Hamburg hat unser ICE nur 17 Minuten Verspätung. Wir können also unseren Anschlusszug noch erreichen - denken wir. Aber kaum stehen wir auf dem Bahnsteig, vernehmen wir die Ansage, dass der IC nach Stralsund heute mit 80 Minuten Verspätung vom Bahnsteig 12 und nicht wie üblich von Bahnsteig 8 abfährt. In dieser Zeit bummle ich durch die Bahnhofsgeschäfte und Peter sitzt mit unserem Gepäck in einer der Gaststätten und sorgt für sein leibliches Wohl. Zurück auf Bahnsteig 12 steht dort an der Anzeigetafel ein ganz anderer Zug. Die Nachfrage beim Bahnpersonal ergibt, doch der Zug fährt von hier. Bleiben Sie einfach hier! Dann plötzlich die Durchsage, der IC nach Stralsund fährt in wenigen Minuten auf Bahnsteig 8 ein. Alle Menschen rennen los - und wer den Bahnhof in Hamburg kennt weiß, dass man erst eine Treppe hoch muss und dann wieder eine andere Treppe runter, um zum nächsten Bahnsteig zu kommen. Völlig außer Atem kommen wir auf Bahnsteig 8 an. Dort steht nun auch unser IC auf der Anzeigetafel, aber die Verspätung hat sich inzwischen auf 100 Minuten ausgewachsen. Als der Zug endlich einfährt und wir unser Abteil gefunden haben, ist dieses mehr als dreckig. Leere 10-Liter-Bierfässer rollen über den Boden und einige halb-volle Bier-Plastikbecher stehen auf dem Tisch, auf den Sitzen und auf dem Boden. Wir räumen erst einmal auf und schütten das Bier auf die Gleise, denn die Toiletten sind aus technischen Gründen verschlossen. Mit 120 Minuten Verspätung fährt der Zug endlich ab. Der Akku von meinem Handy ist inzwischen fast verbraucht, aber ich kann meiner Tochter noch eine Nachricht senden, dass der Zug, und damit wir, gerade abgefahren ist. Gegen 20.00 Uhr kommen wir in Ribnitz-Damgarten an. Wir sind hundemüde, weil wir nun inzwischen ca. 42 Stunden auf dem Weg nach Hause sind. Zu Hause wartet Jan mit dem Abendbrot auf uns. Das schaffen wir gerade noch und dann schnell ab ins Bett und schlafen. Vielleicht haben wir den Jet-leg überlistet... Für das nächste Jahr werde in im Internet alle Leute davor warnen, am Tag unserer Heimreise mit der Deutschen Bahn zu fahren. Schließlich ist es uns noch nie geglückt, ohne solche oder ähnliche Strapazen von Frankfurt nach Ribnitz zu kommen.
1 = auf dem Weg nach Phnom Penh; 2 = Flughafen Phnom Penh; 3 = Peter und Annemarie im Flugzeug nach Hause