Diesen Bericht schreibe ich jetzt zum dritten Mal – ich weiß
nicht warum, aber er ist einfach aus meiner Berichterstattung verschwunden… Und gerade dieser Tag fällt mir schwer zu beschreiben.
Also, um 8.00 Uhr erwartet unser Reiseleiter Van-Van uns in der Lobby unseres Hotels. Mit dem Mercedes Mini-Van geht es durch die quirlige Stadt zum Königspalast. So früh am Morgen sind wir auch nur mit wenigen anderen Touristen hier. Die verschiedenen Gebäude liegen auf einem wunderschönen, gepflegten Gelände. Leider dürfen wir in den besonders interessanten Räumen, wie dem Thronsaal, nicht fotografieren. Begnügen wir uns mit den Außenansichten und Bildern aus der königlichen Pagode. Als wir später durch den Ausgang marschieren, drängeln wir uns schon durch Massen von Touristen, die nun zur Besichtigung erscheinen
Vor dem Palast ist eine Straßensperre aufgebaut und Soldaten mit Gewehren riegeln den Verkehr ab. Es wird sicher ein „hohes Tier“ erwartet. Unser Van wartet in der Nebenstraße auf uns. Wir fahren nun zum Nationalmuseum. Dies ist ein Gebäude in rot-brauner Farbe, die an einen Tempel für Frauen in Ankor erinnern soll. Im Inneren sind viele Skulpturen und Reliefs aus Ankor zu bestaunen und natürlich auch andere vorgeschichtliche Exponate.
Der nächste Halt ist an einem Hügel mit einer Pagode, die den Namen der Stadt Phnom Penh erklären. Phnom heißt übersetzt Hügel und Penh ist der Name der Frau, die hier eine Pagode errichten ließ und damit die Stadt gründete. Es geht nur 27 Meter über Stufen nach Oben. Trotz der sengenden Hitze gut zu schaffen.
Der nächste Punkt auf unserer Besichtigungsliste ist weitaus belastender. Es geht aus der Stadt hinaus zu den Killing Fields. Das ist ein alter chinesischer Friedhof, auf dem die Roten Khmer ihre Gegner erschlagen und in Massengräbern verscharrt haben. Am Eingang bekommen wir Kopfhörer und ein Audiogerät, das uns in deutscher Sprache die verschiedenen Stationen des Rundganges führt. Es ist nur schwer zu ertragen, was wir sehen und hören. Es gibt viele solche Killing Fields in Kambodscha, dieses hier wurde zum Mahnmal ausgebaut. Unter den Roten Khmer wurde immerhin 1/3 der Bevölkerung des Landes ermordet, Männer, Frauen und Kinder. Wer zu den Intellektuellen gezählt wurde, Lehrer oder Ingenieur war oder auch nur einfach eine Brille trug, wurde verhaftet, gefoltert und erschlagen – und die ganze Familie mit. Die gesamte Bevölkerung aus Phnom Penh hatte damals die Stadt innerhalb von 40 Stunden die Stadt zu verlassen und wurde auf Dörfer verteilt, um als Bauern zu arbeiten. Ich will und kann das ganze Ausmaß dieser schrecklichen Zeit nicht weiter beschreiben. Jedenfalls bin ich am Ende des Rundgangs ziemlich fertig und brauche eine Zeit, mich wieder zu beruhigen.
Dann geht es wieder zurück in die Stadt, wo wir das berüchtigte Foltergefängnis besichtigen. Früher waren die Gebäude eine Schule, wo Kinder lernten, lachten und spielten. Unter den Roten Khmer gab es keine Schulen mehr. Die Gebäude wurden nun als Gefängnis genutzt. In den größeren Räumen sind die Fotos vieler hier zu Tode gekommener Menschen gezeigt, andere Räume waren in winzige Zellen unterteilt worden. Man kann sich nicht vorstellen, wie hier ein Mensch vegetieren musste. Durchschnittlich drei Monate waren die Gefangenen hier, bevor sie starben oder erschlagen wurden, da Gewehrkugeln zu schade waren… Als das Gefängnis von der vietnamesischen Armee befreit wurde, fand man nur 7 Überlebende.
Den ganzen Tag hat die Sonne geschienen und dabei passt das schöne Wetter nun gar nicht mehr zu unserer Stimmung. Um auf andere Gedanken zu kommen, werden wir zu einer großen Markthalle gefahren. Aber wir machen nur einen kurzen Bummel durch die engen Schneisen zwischen all den vielen verschiedenen Verkaufsständen. Wir sind einfach nicht in Kauflaune.
Im Hotel machen wir uns frisch und ruhen uns eine dreiviertel Stunde aus. Dann fahren wir wieder mit dem Tuk-Tuk zum Titanic-Restaurant. Das Essen ist wieder gut und langsam bessert sich unsere Stimmung. Van-Van hatte gesagt, dass die Buddhisten schneller vergessen und vergeben können. Wir wollen wenigstens das Vergessen versuchen.
Morgen werden wir um 8.00 Uhr abgeholt und fahren dann nach Sihanoukville an die Küste, wo wir uns noch ein paar Tage erholen möchten.
Bild 1 bis 3 = Königspalast; Bild 4 = Begräbnis-Stupa von König Sihanoukville
Bild 1 = Nationalmuseum; Bild 2 und 3 = Pagode auf dem Hügel
Bild 1 und 2 = im Titanic-Restaurant; Bild 3 = auf der Fahrt im Tuk-Tuk am Königspalast vorbei